Die Leipziger Spinnerei als Profiteur der deutschen Kolonialgeschichte

Inzwischen war Baumwolle zu einem der wichtigsten Handelsprodukte auf dem Weltmarkt geworden. Die Leipziger Spinnerei unternahm 1907 deshalb den Versuch, sich von den Baumwollimporten unabhängig zu machen und eigene Baumwollplantagen in Tansania (damals Deutsch-Ostafrika) zu betreiben. Sie erhoffte sich, ihren gesamten Jahresbedarf an Baumwolle, 30.000 Ballen, aus den eigenen Plantagen bestreiten zu können. Dafür waren nach ihren Berechnungen ebenso viele Hektar Land nötig. Nach langwierigen Verhandlungen bekam die Leipziger Baumwollspinnerei vom Gouvernement ein 10.000 Hektar großes Gebiet verpachtet, zwei angrenzende Flächen wurden reserviert. Außerdem kaufte sie selbstständig eine Ginnerei (Baumwollentkernerei) in Sadani, übernahm eine 1.118 Hektar große bereits bestehende Pflanzung, und noch einmal 1.900 Hektar Land. Für die Erschließung mussten Straßen und Wege geschaffen werden, ebenso Plätze für die Verschiffung der Baumwolle. Im Dezember 1908 trafen die ersten 300 Ballen eigener Baumwolle in Leipzig ein. Die erhoffte Jahresernte stellte sich jedoch wiederholt nicht ein und so wurde der Baumwollanbau in Sadani in Nordost-Tansania schon 1913 wieder aufgegeben. Der Rohstoffbedarf im textilen Gewerbe in ganz Europa hatte in dieser Zeit Landraub, Plantagenwirtschaft und Sklaverei in Übersee und Afrika zur Folge. So arbeiteten 1908 auf der Plantage der Leipziger Baumwollspinnerei 800 afrikanische Arbeiterinnen und Arbeiter und 1910 bereits 2000 im Anbau, Ernten und der Entkörnung der Rohbaumwolle für den Export nach Leipzig. *

* Die Zahlen über die Arbeiterinnen und Arbeiter auf der Baumwollplantage nach der Zeitschrift Der  Tropenpflanzer (1909) „Deutsch-koloniale Baumwoll-Unternehmungen“, in Sächs. Staatsarchiv, LBS Nr. 70; sowie aus der Akte des Reichskolonialamts, Bundesarchiv R1001/8190 Bl. 148. Dank an Angelika Waniek für diese Informationen.

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Leipziger Baumwollspinnerei
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